Stadtteilmanagement und Atmosphäre

Heute haben wir im Vergleich zur Abwanderung eine sehr hohe Bevölkerungszahl weltweit. Es ist zu begreifen, dass der Immobilienmarkt in den Städten gesund zu erhalten ist.

Joachim Krause meint dazu: Welchen Stellenwert hat denn diese Immobilienwirtschaft mit ihren Ködern? Ist nicht nach wie vor die reale Zuteilung von Wohnraum sekundär gegenüber dem Einkommen?
Sind die Milieus, bevor wir überhaupt von Atmosphäre reden, nicht stärker denn je vom Einkommen abhängig. Zumindest spielen bei der Wahl des Wohnortes die traditionellen sozialökonomischen Kriterien wie Einkommen und Schicht nach wie vor die primäre Rolle, während Zugehörigkeit zu sogenannten Lifestyle Gruppen ein sekundäres Merkmal ist. Das dokumentiert auch die Difu- Studie über die Rückwanderung in die Innenstädte. Die Ästhetisierung und atmosphärische Ausstattung des Wohnens finden vorrangig im oberen Einkommen statt. Da aber das Wohnen der Reichen immer akkulturierende Wirkung hatte und als Modell in eingelaufener Form durch die Gesellschaft abwärts filtert, ist es nicht nur legitim, sondern auch notwendig, sich mit den Tendenzen zu beschäftigen. Man kann dabei drei Handlungsebenen unterscheiden:

 

Die erste Ebene betrifft die traditionelle Domäne der Architekten, nämlich die Entwicklung gebrauchsfähiger räumliche Konzepte. Vom Marktstandpunkt aus ist es der Härtetest von Grundriss und Gebäudetypen im Kontext der neuen gesellschaftlichen Unübersichtlichkeit.
Die zweite Ebene ist die bereits angesprochene warenästhetische. Neben dem eigentlichen Makeln von Immobilien gewinnt das Marketing mit den bekannten inszenatorischen Mechanismen des Verkaufs immer mehr an Boden. Und es geht natürlich um alle jene schwer fassbaren Qualitäten, die ein Objekt bezüglich Image, Selbstdarstellung und Besonderung verspricht, kurz: Es geht um die Ausstattung mit Atmosphäre. Das gilt sowohl für die Innenräume wie auch die Rhetorik des Gebäudes und seine Lage.
Die dritte Ebene, die organisatorische, betrifft das Verhältnis zwischen Bauträger und künftigem Nutzer. Die Spanne zwischen anonymen Käufer und bekanntem Bauherr wird durch neue Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle geschlossen, die ein anderes – für Architekten allerdings extrem aufwendiges Planen mit sich bringen, das offen für Veränderungen bleibt.

Fazit:

Als Antwort auf die Frage "Was braucht die Stadt?" ist zu schlussfolgern, dass die Herstellung von Atmosphären notwendiger Bestandteil von Konzepten und Strategien für Wandel ist. Diese Elemente sind über den symbolischen Wert ihrer Bedeutungszuweisung, für eine Hervorhebung der einzelnen Orte, auch gute Synthesen von Gebrauchs- und Gestaltwerten.
Das Gespräch mit Nutzern und Investoren ist notwendiger Bestandteil der Steuerung von Wandel. Dies geschieht im direkten Gespräch mit Beteiligten vor Ort.
Die Marktebene, welche Verteilung von örtlichen Ressourcen und Finanzen regelt, ist aber gerade in Regionen mit geringerer Bevölkerungsdichte auf Verknüpfungen mit der globalen Welt der Finanzsysteme angewiesen.

QUELLE 2006
  • Joachim Krause im Gespräch mit Sabine Kraft | Marco Gernt, Germany